Basteln am Radio der Zukunft auf dem Radiohack Europe

 

Wo machst Du mit? Das ist die wohl am häufigsten gestellte Frage, wenn ich erzähle, dass ich an einem Radio Hack teilnehme. Der Radio Hack Europe im Rahmen der Radio Days Europe vom 16. bis 18. März in Wien wird bereits mein dritter Hack sein. Ich bin Überzeugungstäter. Ein Radio Hack ist eine Veranstaltung, bei der Entwickler, Designer und Radioenthusiasten einige Tage an neuen Ideen für die digitale Zukunft des Hörfunks basteln. Das Ziel: Unter Hochdruck ein konkretes Projekt zu entwickeln, idealerweise schon mit einem ersten Prototyp.

 

Spotinews: Spotify mit personalisierten Radionachrichten

 

Das war mir allerdings zunächst auch nicht so klar. Zu meinem ersten Radio Hack vor drei Jahren in München bin ich noch mit einer sehr vagen Vorstellung und einer groben Projektidee angereist. An einem Wochenende entwickelten wir daraus mit einem spontan zusammengestellten sechsköpfigen Team das Projekt Spotinews. Das Konzept für eine App, die Spotify mit personalisierten Nachrichten zusammenbringt, schaffte es erfreulicherweise auf das Siegertreppchen. Vor einem Jahr wurde eine Weiterentwicklung der App unter dem Namen yantzu im Google Play Store veröffentlicht. Inzwischen haben wir die App zu einem vollständigen Radio-Aggregator mit individuellen Nachrichten ausgebaut und experimentieren mit neuen Formen der Audio-Personalisierung.


 

share.radio: Flüchtige Radioinhalte teilbar machen

 

Diese positiven Erfahrungen haben mich zur Teilnahme an meinem zweiten Radio Hack ermutigt. Das Besondere daran: Bei der Veranstaltung im Rahmen der Radio Days Europe in Amsterdam 2017 waren Teilnehmer aus ganz Europa dabei. In einem coolen Designerhotel mit dem angeblich besten WLAN der Stadt bastelten wir mit einem deutsch-österreichisch-schweizerischen Team an einem Konzept, mit dem das flüchtige Medium Radio teilbar gemacht werden sollte. Nach zwei intensiven Arbeitstagen präsentierten wird unser Projekt share.radio vor einer internationalen Jury – und schafften es immerhin auf den zweiten Platz.

 

Internationale Erfahrungen zur Digitalisierung im Radio

 

Viel wichtiger als dieser Preis waren aber die Erfahrungen, die ich dabei machen durfte. Denn die Entwicklung im Hörfunk ist

längst nicht mehr auf den nationalen Markt beschränkt. Die wichtigsten Radiokonkurrenten der Zukunft heißen Amazon, Google & Co. Der Boom der Smartspeaker in den letzten Monaten dürfte diesen Trend massiv beschleunigen. Eine Herausforderung auch für die Radiosender in den Herkunftsländern der anderen Hack-Teilnehmer von Frankreich bis Polen. Es war hochspannend zu

beobachten, wie sie mit dem Thema umgehen und welche Antworten sie haben, etwa Audio-Push-Nachrichten aufs Smartphone oder personalisierte Werbespots in Radiostreams. 

 

Technikverständnis wird immer wichtiger

 

Dieser Blick über den Tellerrand wird für Radiomacher immer wichtiger. Ganz neuen Ideen und Fähigkeiten sind gefragt. Ich bin kein Hacker. Ich bin Journalist. Ich arbeite seit über 25 Jahren für verschiedenste Medien, die meiste Zeit für den Hörfunksender Antenne Bayern . Vor dem Hintergrund dieser Medienrevolution bin ich inzwischen allerdings auch in die Java- und Android-Entwicklung eingestiegen. Vermutlich wird aus mir kein guter Programmierer mehr. Aber ohne ein vertieftes Technikverständnis werden auch Audioinhalte künftig nicht mehr adäquat vermittelt werden können. Der Radio Hack Europe bietet die Chance, diese Entwicklung quasi live zu verfolgen und sie eventuell sogar mitzugestalten. Darum mache ich da mit.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien BLM.